Sonntag, 16. November 2014

Lichtgrenze

Es ist zwar schon ein paar Tage her, aber ich wollte Euch dennoch von unserem Besuch letztes Wochenende an der Lichtgrenze erzählen. Auch weil mich viele darauf angesprochen haben, ob wir da hingehen, das Medienecho muss ja groß gewesen sein.

Ja, wir waren da und wahrscheinlich wie halb Berlin auch am Sonntag Abend, als die Luftballons in die Luft gelassen worden sind. 
Vielleicht war es ein bisschen wie vor 25 Jahren, die Menschen strömten in Massen Richtung "Mauer", wir mussten eine Trambahn fahren lassen und kamen dann auch nur getrennt dort an, kein Platz für alle in einer Trambahn. Wir wollten eigentlich zur Bernauer Strasse, aber ab Eberswalderstrasse ging gar nichts mehr. Also zu Fuß weiter, zum Mauerpark. Keine Ahnung warum, aber irgendwie mag ich den nicht. Aber im Dunklen hat man ja nicht so viel davon gesehen und es war mitten drin überraschend leer, die Menschen haben sich gut verteilt. Und der Blick auf die unzähligen Stelen war toll!

Ab kurz nach sieben Uhr wurde es unruhig, denn um 19:15 Uhr sollten die Luftballons ja fliegen gelassen werden. Jede Kleinigkeit wurde von der wartenden Menge mit Klatschen, Pfiffen, Lachen bewertet, bis es dann eeendlich losging.

Ich fand es zusamengefasst gar nicht so spektakulär, die Ballons flogen auch recht schnell in den dunklen Abendhimmel und die Beleuchtung blieb ja an den Stelen. Aber die vielen Menschen, das Warten und gemeinsame Freuen war schon schön. Eben ein bisschen wie vor 25 Jahren. Nur wurde damals nicht auf Luftballons, sondern auf die Freiheit gewartet.




Ich habe diese nicht-Freiheit als elfjährige mal erlebt. Meine Mutter hatte entfernte Verwandte, wir haben sie für eine Woche besucht. Ich konnte mir politisch ja kaum etwas unter BRD - DDR vorstellen, aber dies war kein Urlaub einfach so in einem anderen Land. Es war eine sehr lange Zugfahrt mit einer gefühlt noch längeren Grenzkontrolle. Wobei Kontrolle noch ein nettes Wort ist. Mit Hunden und Grenzern, unter und auf den Waggons wurde der Zug bis auf den letzten Winkel abgesucht. Jeder Ausweis wurde gemustert, es war totenstill im Abteil. Und blieb es auf den weiteren Kilometern durch die DDR auch. 

Während unserees Aufenthalts habe ich mal detektivisch-spielerisch, mal mit echter Angst an das Photographierverbot gedacht, mir wurde eingeschärft keine Züge, Strassen, Elketroanlagen etc zu photographieren. 
Aber ich erinnere mich auch an wunderbare Tage im riesigen Garten des Wochenendhäuschens unserer Verwandten, ich kann es gut verstehen, warum es so viele Menschen dorthin zog.

Es waren angespannte Urlaubstage damals und wir waren erleichtert, als wir wieder "unseren" Boden unter den Füßen hatten.
Rückblickend bin ich sehr froh, diese Reise erlebt zu haben, denn ich habe Überwachung, Kontrolle und Angst vor Willkür erlebt, auch wenn es nur ein Miniausschnitt während einer Urlaubsreise war. Aber es reicht, um meinen Kindern den Wert der Freiheit immer wieder zu erklären.

1 Kommentar:

  1. Oh ja, wie war. Spätestens zum 50-jährigen bin ich live dabei! Sorry Töchterlein, aber du bist dann 32 und wirst deiner Mutter verzeihen :-)

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